Forschung
„Nach acht Wochen Achtsamkeitskurs reagiert die Amygdala, der Gehirnteil, der bewertet, ob eine Gefahr droht und den Körper in Alarmbereitschaft versetzt, schwächer. (Gelb sehr aktiv, rot weniger aktiv)
Viele Studien haben gezeigt, dass nicht nur bei Stress, sondern auch bei depressiver Verstimmung, Angst oder posttraumatischer Belastungsstörung die Amygdala häufig hyperaktiv ist und die Schwere und Dauer der Depression länger anhält.“
Nach Schätzungen der WHO sind Depressionen bis zum Jahr 2020 der zweithäufigste Grund für Erwerbsunfähigkeit. Rund jeder Fünfte erkrankt einmal in seinem Leben daran.
Gaëlle Desbordes, Martinos Center for Biomedical Imaging
Eine Initiative aus vier großen Verbänden der gesetzlichen Unfall- und Krankenversicherungen (iga) veröffentlichte eine Analyse zur Wirksamkeit der verschiedenen Achtsamkeitstechniken.
Ein Team unter der Federführung von Dr. rer. oec. Maren Michaelsen vom Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung der Universität Witten/Herdecke identifizierte mit einer umfangreichen Literaturrecherche in fünf Forschungsdatenbanken 105 relevante und methodisch hochwertig angelegte Studien. Anschließend wurden diese danach ausgewertet, welche Wirkungen verschiedene Achtsamkeitstrainings für Parameter haben, die im Arbeitskontext eine Rolle spielen. Die Analyse ist jetzt im iga-Magazin veröffentlicht.
Zu den für die Arbeitswelt relevanten Parametern zählten die Forscher und Forscherinnen:
Nahezu alle Programme zeigten eine deutliche Wirkung auf Aspekte der psychischen Gesundheit. Vor allem das Stresserleben wurde durch die Achtsamkeitstrainings stark gesenkt.
Eine mittlere bis starke Wirksamkeit auf andere Parameter, vor allem auf physische und physiologische Parameter der Gesundheit, das Wohlbefinden, die Erholungsfähigkeit, die Bezugnahem auf sich selbst (Selbstreferenz) und die arbeitsbezogenen Faktoren konnte vor allem für MBSR-Kurse und bewegungsorientierte Verfahren wie Yoga gezeigt werden.
Auch wie sich die Dauer einer Intervention auf die Wirkung auswirkt, wurde untersucht. Dabei zeigte sich, dass Mikrointerventionen (weniger als 5 Stunden Gesamtdauer) größtenteils weniger starke bis keine Effekte zeigen.
Bei der Untersuchung der Abbruchraten wie auch dem Vergleich von digitalen versus analogen Achtsamkeitsangeboten zeigte sich, dass gruppenbasierte Formate gegenüber individuellen Achtsamkeitstrainings erfolgreicher sind.
Achtsamkeitstrainings in Unternehmen können die Gesundheit der Beschäftigten verbessern. Ein Team der Universität Witten-Herdecke wertete für den iga.Report 45 über 100 aktuelle Studien dazu aus. Im Video sprechen Tobias Esch und Maren M. Michaelsen über die wichtigsten Erkenntnisse und die Erfolgsfaktoren, auf die es bei der Einführung betrieblicher Trainingsangebote zu Achtsamkeit und Meditation ankommt.
So geht man richtig mit Druck um
Hamsterrad Alltag. Viele fühlen sich im Dauerstress gefangen und finden keinen Ausweg. odysso zeigt, wie man die eigene Haltung zum Stress verändert und welche Rolle die Atmung dabei spielt.
Die Themen der Sendung
Stressmanagement: Männer im Stress – was tun?
Frust-Fressen: Warum macht Stress dick?
So atmet man richtig: Wie Stress unsere Atmung verändert
"Die Wirksamkeit der Achtsamkeitsübungen ist nachgewiesen für:
Ebenfalls belegt sind Effekte auf die Hirnaktivität sowie die Hirnstruktur in acht Regionen darunter die Emotionsregulation und die Selbstregulation.
Wissenschaftliche Artikel und Forschungsergebnisse zum Thema MBSR finden Sie auf der Seite des MBSR-Verbandes
Achtsamkeit – was dabei im Gehirn passiert
Gert Scobel erklärt, welche Auswirkungen Achtsamkeit auf das Gehirn hat und was mit uns dabei geschieht. Drei Auswirkungen, die das Praktizieren von Achtsamkeit auf uns hat, werden erläutert: Unsere Aufmerksamkeitsregulation wird gestärkt, die Emotionsregulation verbessert sich und wir erfahren neue Aspekte in unserem Selbsterleben.
Achtsamkeitsübungen führen zu einer Verdichtung im Bereich der grauen Hirnmasse
Kurzbeschreibung:
Das systematische trainieren und anwenden von Achtsamkeitsmeditation als therapeutischen Ansatz hat zunehmend an Bedeutung gewonnen, wenngleich zum jetzigen Zeitpunkt noch wenig bekannt ist über neuronale Mechanismen, die durch diese Therapie aktiviert werden. Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) als das am häufigsten verwendete Achtsamkeits-Trainingsprogramm produziert nachweislich positive Effekte auf das psychologische Wohlergehen und verbessert signifikant eine ganze Reihe von Beschwerden. Wir führen hier Ergebnisse aus einer Langzeitstudie an, derzufolge die Prä-Post Verdichtung der grauen Hirnsubstanz eindeutig der Teilnahme an einem MBSR-Programm zugeordnet werden konnte. Es wurden anatomische Magnetresonanzbilder von 16 gesunden Teilnehmern genommen, zunächst vor, und dann nachdem sie das 8-wöchige Programm absolviert hatten.
Die Veränderungen/Verdichtungen der grauen Hirnsubstanz wurden durch Voxelbasierte Morphometrie (VBM) abgebildet und mit denen von 17 Probanden von einer Warteliste verglichen. Analysen in priori relevanten Regionen bestätigten eine Zunahme der grauen Hirnsubstanzkonzentration innerhalb des linken Hippocampus. Eine Analyse des Gesamthirns bestätigte eine Zunahme im posterioren Kortex, der temporo parietalen Verbindung sowie in dem Cerebellum, jeweils bei der Gruppe der MBSR Absolventen im Vergleich zu den Nicht-Absolventen. Die Resultate legen nahe, dass eine Teilnahme am MBSR Programm mit den Veränderungen der grauen Hirnmassenkonzentration in Verbindung steht. Es handelt sich hier um den Teil der Hirnsubstanz, der für den Lern- und Gedächtnisprozess, die Steuerung von Emotionen und für selbstreflektorische Prozesse verantwortlich ist.